Die meisten wissen gar nicht, wie sehr unsere Toten in uns leben, uns prägen, stärken, blockieren …. Sie wollen gehört werden und uns dazu bringen, endlich zu leben. Das üben wir in der Ausbildung, wir lassen die Toten sprechen. Die Zeugenschaft der Gruppe hält, die Gestaltung der Lebensfeiern am Ende wirkt Wunder!

Dazwischen üben wir, trainieren, die Endlichkeit ernst zu nehmen und end:lich zu leben – ja, das geht!

Auch schauen wir uns an, wie Menschen über die Jahrhunderte in unseren Breitengraden Abschied genommen haben. Was war ihnen wichtig, was für Gesellschaften und was für Weltbilder standen dahinter? Das alles hat Spuren bis in die Gegenwart hinterlassen. Sie fließen in die heutigen Abschiedsfeiern ein.

Es macht Spaß, die unterschiedlichen Elemente der Feiern zu untersuchen und auf ihre Bedeutung und Wirkung abzuklopfen. Musik, Deko, Redeanteile, Trauerdruck, Rituale und, und, und – ein buntes Potpourri, das bestenfalls zu einem großen und stimmigen Ganzen wird. Das ist die Kunst.

Die nur gelingt, wenn wir wissen, woher wir selbst und auch die Toten kommen. Unsere und ihre Krankheiten verstehen, ihr Sterben nachvollziehen und von Trauerprozessen eine Ahnung haben. Trauer ist die natürliche Reaktion auf einen Verlust sagte die Trauerforscherin Verena Kast einmal. Es ist gut, darum zu wissen.

Und dann geht es ans Eingemachte, die eigene Stimme, die eigene Präsenz. Wie verbunden sind wir mit uns? Was können wir spüren und was will sich ausdrücken? Eine aufregende Reise.

Ohne die wir nicht eintauchen können in die eigene Lebensgeschichte und auch die der anderen. Vermittelt durch Erinnerungen, sie sind eine Form der Identitätsbildung, ein kreativer Prozess, es geht eben nicht um die Verhandlung von Wahrheiten.

Der Umgang mit „Negativem“ ist dabei zentral. Über die Toten soll man nur Gutes sagen, nein, über die Toten soll man wohlwollend sprechen. Sie nicht alleine lassen in ihren inneren Nöten, sondern Worte finden, die heilsam wirken. Auch das ist eine Kunst.

Dabei hilft es zu verstehen, dass wir alle in vielfältigen Bezügen leben, die Fragen an uns herantragen und zu denen wir uns verhalten müssen. No man and no woman is an island. Es kann sehr entlastend und gleichzeitig herausfordernd sein, sich das vor Augen zu führen.

Und dann geht es an die Arbeit: Gespräche, Telefonate, Recherchen – wie geht das? Und wie fühlen wir uns selbst als An- oder Zugehörige dabei?

Dann sacken lassen, schwanger gehen, um schließlich alles zusammenzufügen, zu gebären, ein kreativer Prozess.

Am Ende stehen die Gedenkfeiern, sie wirken Wunder!

Bist Du dabei?